Kulturelle Bildung
Kulturelle Bildung ist mehr als das Wissen über namhafte Komponist*innen. Sie bezeichnet den Auseinandersetzungsprozess des Individuums mit seinem eigenen Sein, seiner Mitwelt und der Gesellschaft mit Hilfe der Künste. Dabei ist die Spanne der verschiedenen künstlerischen Bereiche sehr groß und reicht von darstellender Kunst (Tanz, Drama, etc.), bildender Kunst (Malerei, Bildhauerei, Installation, Video etc.) bis hin zur Literatur und Musik. Als Kulturelle Bildung sind sowohl der künstlerische Schaffensprozess unter der Anleitung einer*s ausgewiesenen Künstler*in zu verstehen als auch die Rezeption von Kunst in Form von Besuchen kultureller Einrichtungen. Der individuelle Prozess, den die Teilnehmenden durchschreiten, befähigt sie zur Entfaltung, Partizipation an und aktivem Mitgestalten durch die Künste. Durch sie werden perspektivische Wechsel, Prozesse der Öffnung und des Transfers für die eigene Persönlichkeitsentwicklung gezielt angestoßen. Dies hat positive Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung als gesellschaftliche*r Akteur*in. Kulturelle Bildung ist somit als Teil der Allgemeinbildung Indikator der und zugleich Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Im Rahmen des Projekts stellt die kulturelle Bildung sowohl eine Methode zum Erreichen der angestrebten Kompetenzen als auch ein Teilziel selbst dar.
Besuch kultureller Einrichtungen
Kulturelle Einrichtungen sind im Verständnis dieser Handreichung Einrichtungen, in denen die Teilnehmenden künstlerische Werke rezipieren oder aber selbst unter Anleitung aktiv an einem Gestaltungsprozess teilhaben können. Dazu zählen die städtischen Bibliotheken, in denen die Schüler*innen stöbern können, genauso wie das Kunstmuseum, deren Museumspädagog*innen die Schüler*innen selbst mit der in den Exponaten angewandten Technik experimentieren lassen. Hier wurde die Erfahrung gemacht, dass sowohl die intensive Vor- und Nachbereitung des Besuchs als auch die pädagogische Begleitung durch die Institution notwendig sind, um den Schüler*innen den Zugang zu erleichtern.
Künstlerischer Schaffensprozess
Im Rahmen von Projekttagen oder auch wöchentlichen Einheiten bieten künstlerische Schaffensprozesse eine ideale Möglichkeit, die angestrebten Kompetenzen zu erreichen.
So setzten sich beispielsweise die Schüler*innen einer Realschule ein Jahr lang mit einem Schauspieler künstlerisch mit dem Thema Mobbing in der Schule auseinander. Neben dem gesteigerten Bewusstsein für das gesellschaftliche Problem haben sie unter anderem auf der Bühne ihr Selbstbewusstsein gestärkt, durch das Erleben eines gemeinsamen Schaffensprozesses in der Gruppe ihre sozialen Kompetenzen bewiesen und die Realisierung von Ideen erfahren.
Ein künstlerisches Projekt innerhalb von „Lebenswelten aktiv gestalten“ sollte daher gemeinschafts- und prozessorientiert ausgerichtet sein, läuft auf ein gemeinsames Ergebnis hinaus, hinterlässt jedoch bei jeder*m Teilnehmenden eine nachhaltige Wirkung hinsichtlich ihres*seines selbstwirksamen Anteils am kreativen Schaffensprozess.
Beispiele der Implementierung der Kulturellen Bildung
Künstlerische Elemente können auf verschiedene Weise in das Projekt integriert werden – als eigenständiger Baustein oder Teile verschiedener Bausteine ersetzend. Den inhaltlichen Rahmen des Kultur-/Kunstprojektes bieten die Teilziele der zu ersetzenden Bausteine bzw. die Gesamtorientierung des Projekts im Sinne der oben genannten Leitlinien.
Künstler*innen
Im Sinne des Projekts ist eine Person als Künstler*in zu bezeichnen, die über eine abgeschlossene Akademie-/(Fach-)Hochschulausbildung oder vergleichbare Qualifikation und/oder eine nachweisbare professionelle Ausstellungs-/Auftrittstätigkeit verfügt. Pädagogische Erfahrungen – insbesondere mit der Zielgruppe – gewährleisten einen didaktischen Prozess und damit den Erfolg der Umsetzung.
Akquiriert werden können Künstler*innen unter anderem durch das Landesprogramm Kultur und Schule, durch Anfragen bei städtischen oder kulturellen Einrichtungen oder auch aus bereits bestehenden Kooperationen.